Anfang Dezember 2014 wurde die Glinder Initiative gegen rechts in Berlin mit Platz zwei beim Deutschen Bürgerpreis ausgezeichnet. Eine Woche später ehrte Bürgermeister Rainhard Zug die Mitglieder im Rathaus.
Die Urkunde behütete Rolf Metschulat so gut wie das eigene Portemonnaie. Doch eine Woche später war Loslassen angesagt. Dann "musste" der Sprecher der Bürgerinitiative gegen rechts ins Glinder Rathaus gehen, um die Auszeichnung zu bestaunen. An jenen Ort, an dem er und viele seiner Mitstreiter von Bürgermeister Rainhard Zug geehrt wurde – für den zweiten Platz beim Deutschen Bürgerpreis.
Rolf Metschulat, Hans-Jürgen Preuß und Dorotee Wallin waren eine Woche zuvor nach Berlin gereist. Dort wurde die Initiative im ZDF-Hauptstadtstudio im Rahmen einer Feier in der Kategorie Alltagshelden für ihr Engagement gegen Intoleranz und Ausgrenzung ausgezeichnet. Bundesweit hatte sich 2600 ehrenamtliche Organisationen für die elf Preise beworben. Einen davon sicherten sich die Glinder. Das brachte ihnen 2500 Euro. „Das war schon ein bewegender Tag in Berlin“, sagt Metschulat. Er sei jedoch froh, dass man nicht den ersten Platz belegt habe. „Da waren Projekte, die seit 13 Jahren mit Kindern arbeiten und auf das Geld angewiesen sind. Die haben es verdient, ganz oben zu stehen.“
Die Glinder Bürgerinitiative hatte sich im September 2011 gegründet. Grund war die Eröffnung des Thor-Steinar-Ladens in der 18.400-Einwohner-Stadt. Hier wird Kleidung verkauft, die bei Menschen mit rechter Gesinnung beliebt ist und ihnen als Erkennungszeichen in der Szene dient. Inzwischen gehören der Initiative rund 50 Personen an – darunter Schüler, Rentner, Lehrer und Hausfrauen. Das Spektrum ist breit. Seit mehr als drei Jahren halten sie abwechselnd Mahnwache vor dem Geschäft, sechs Mal pro Woche.
Durch ihre Hartnäckigkeit ist die Initiative bundesweit bekannt geworden. „Glinde hat Vorzeigecharakter und gibt anderen Städten Inspiration“, sagt Jörn Menge. Er ist Vorsitzender des Hamburger Vereins „Laut gegen Nazis“, der bundesweit agiert und in Kooperation mit Dutzenden Initiativen über das Thema Rechtsradikalismus aufklärt. Auch prominente Politiker wie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) oder der frühere Innenminister Andreas Breitner besuchten die Mitglieder der Glinder Bürgerinitiative und hielten mit ihnen zusammen Mahnwache.
„Den Preis hat sich die Bürgerinitiative hart erarbeitet. Glinde ist dankbar. Und ich wünsche mir, dass dieser Laden aus der Stadt verschwindet“, sagte Verwaltungschef Zug. Bis dahin kann es noch eine Weile dauern. Bis 2016 läuft laut Metschulat der Mietvertrag mit einseitiger Verlängerungsoption des Mieters um weitere vier Jahre. Er sagt: „Für mich wäre es das Größte, dieses Geschäft hier wegzukriegen.“
Die mit der Urkunde überreichte Trophäe wird übrigens nicht im Glinder Rathaus zu bestaunen sein. Sie soll innerhalb der Initiative herumgereicht werden.