Letztes Jahr wurde in Glinde an der Ecke Eichloh/Holstenkamp auf unsere Initiative hin eine Stolperschwelle gesetzt, die an die Zwangsarbeiter des Lagers Wiesenfeld erinnern soll. Am 29. Oktober 2015 wurde endlich auch das Schild befestigt, dass einerseits einen Hinweis auf die
dortige Stolperschwelle zum Gedenken an die Zwangsarbeiter gibt, als auch einen ersten deutlichen öffentlichen Hinweis darauf, dass es in Glinde an dieser Stelle ein Zwangsarbeiterlager bis zum Ende des zweiten Weltkrieges gab, indem tausende unter Deutschen leiden mussten und den Tod fanden.
Unsere Mitstreiterin Inga Stöckmann, rechts neben Hans-Jürgen Preuß, war dabei und hat sich Gedanken darüber gemacht. Dabei stellten sich ihr einige Fragen, die wir hiermit veröffentlichen.
Ich frage mich erstaunt, warum es bisher kein solches Schild gab?
Ist das nicht eine der vorrangigsten Aufgaben der Stadt Glinde, sowieso einer jeden Stadt, dafür zu sorgen, dass Bürger ein Geschichtsbewusstsein für die Geschehnisse damals entwickeln können?
Muss es nicht Aufgabe der Politik sein, dafür zu sorgen, dass Unrecht im deutschen Namen deutlich gemacht wird, damit sich niemals wiederholt, was damals geschah?
Wir wissen, dass Menschlichkeit, Mitleid und Hilfsbereitschaft besonders dann leichter entstehen können, wenn eine Gesellschaft die Menschen dazu bildet. Dazu gehört zwingend, dass Menschen wissen, was in der Vergangenheit grausam war, um einen Gegenentwurf entwickeln zu können. Wir Deutschen haben uns lange Zeit unserer Vergangenheit geschämt und lieber weggeschaut, wenn die Gräueltaten der Nazizeit in unser Blickfeld gerieten.
Das aber hat sich zum Glück seit längerer Zeit geändert. Wenn wir auf die große Hilfsbereitschaft vieler Menschen sehen, die den Flüchtlingen heute mit so großer Tatkraft beistehen, ist das ein gutes Zeichen.
Doch wir sollten nicht nachlassen, auch diejenigen noch zu drängen, hinzuschauen, die bequem in Ignoranz verharren wollen oder gar heute noch den alten Parolen folgen. Dazu sind wir alle aufgerufen!
Deswegen finde ich es unerlässlich, dass das Lager Wiesenfeld eine angemessene und sichtbare Würdigung erhält.
Die Glinder Politik und auch die Stadtverwaltung müssen in dieser Sache unbedingt mehr zur Veröffentlichung von Glindes brauner Vergangenheit beitragen, als es bisher geschehen ist. Auch durch persönliche und finanzielle Unterstützung!