Am 29. April fanden wir folgenden Artikel unter http://www.endstation-rechts.de

 

Nach derzeitigem Stand darf die NPD am 1. Mai nicht durch Erfurt marschieren. Die Verwaltung genehmigte nur eine stationäre Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. Derweil sorgen die von der Partei erlassenen Verhaltenshinweise unter Hardlinern für Ärger – einige davon dürften in die Arme der Konkurrenz getrieben werden.

 

Die Stadtverwaltung Erfurt macht den NPD-Planungen für den 1. Mai vorerst einen Strich durch die Rechnung. Nach den am Dienstag erlassenen Auflagen darf die zunächst angemeldete Demonstration unter dem Motto „Die etablierte Politik macht Deutschland arm - Soziale Gerechtigkeit für alle Deutschen“ nicht stattfinden. Stattdessen soll die Partei eine stationäre Kundgebung vor dem Hauptbahnhof der thüringischen Landeshauptstadt durchführen, berichtet die Thüringer Allgemeine.

 

Der Landesverband rechnet mit zu 500 Teilnehmern. Als Redner sind der NPD-Europaabgeordnete und frühere Bundesvorsitzende Udo Voigt, Landeschef Tobias Kammler, sein Vize Thorsten Heise sowie das Landesvorstandsmitglied David Köckert, der zuletzt offensichtlich immer mehr Aktionen der Rechtsextremisten koordinierte, vorgesehen. Das Programm abrunden sollen die Berliner Rapper „A3stus“. Laut dem Brandenburgischen Verfassungsschutz sind an dem Projekt der Liedermacher „R.a.W“ („Recht auf Wahrheit“) und Patrick Killat, auch bekannt als „Villain051“, beteiligt. Bekannt wurde Killat, der auf seiner Facebook-Seite gegen ein Flüchtlingswohnheim in Berlin-Hellersdorf trommelt(e), mit einem Musikvideo, das vor eben diesem Gebäude gedreht wurde.

 

Kammler muss liefern

Der Aufmarsch ist die erste größere Veranstaltung der thüringischen NPD seit ihrem Desaster bei der Landtagswahl im letzten September, in dessen Folge der skandalgebeutelte damalige Verbandschef Patrick Wieschke seinen Hut nahm. Seit dem führt mit Tobias Kammler ein enger Vertrauter Wieschkes die angeschlagene Landes-NPD; im Hintergrund dürfte Wieschke nach wie vor wichtige Fäden ziehen.

 

Demnach ist es nur konsequent, dass die Thüringer „Kameraden“ weiterhin auf eine gemäßigtere Karte setzen. Laut den am 23. April veröffentlichen „Verhaltenshinweisen“ sind am Freitag in Erfurt u. a. „szenetypische Aufnäher“ und „gewaltverherrlichende Transparente“ verboten. Unerwünscht sind außerdem alkoholisierte Personen und „plumpe Parolen“ wie „Nationaler Sozialismus jetzt!“.

 

Neonazis auf Konfrontations-Kurs

Der radikale Flügel der „Bewegung“ reagiert darauf ungehalten. „Maik Spiegelmacher“ – womöglich handelt es sich um den einstigen NPD-Spitzenkader aus Greifswald, der laut Der Zeit wegen versuchten Mordes eine Gefängnisstrafe verbüßte – warf den Demonstrations-Organisatoren vor, Pegida „kopieren zu wollen“ und Spaltung zu betreiben. So würden allenfalls 100 Unterstützer den Weg nach Erfurt finden. Zumal die Kameradschafts-Szene in diesem Jahr mit dem von der Neonazi-Partei Der Dritte Weg organisierten Umzug im nur 60 km entfernten Saalfeld eine handfeste Alternative hat.

Die Stadt begründet ihre Auflagen mit der Gefährdungslage. Polizeikräfte seien nicht nur in Saalfeld, sondern auch am 2. Mai erneut in Erfurt gebunden, wo die Hooligan-Szene aufmarschieren will. Auch die Veranstaltung des HoGeSa-Ablegers „Gemeinsam stark“ wurde beschnitten, die Route gekürzt. Gegenüber der Thüringer Allgemeinen kündigten NPD-Vertreter Klage gegen die Auflagen an. Auf ihren Mobilisierungsseiten im „Weltnetz“ ist davon bislang nichts zu lesen.