Gesehen in der "Glinder Zeitung" Nr. 18 am 28. April 2015

 

Neuer Name lautet "Siedlung Oher Weg"

 

Es gab in Glinde bisher die Bezeichnung „Negerdorf“ für ein Kleinod, das fast unbemerkt, mitten im Ort, sein Dasein fristet. Doch seit dem 17. April 2015 dürfen die Bewohner ihr Refugium nun „Siedlung Oher Weg“ nennen.

„Das wurde auch Zeit,“ betonten die meisten Bewohner des Areals, einer von ihnen ist Sven B., der dort schon seit 16 Jahren lebt. Er ist Mitglied der Bürgerinitiative „Glinde gegen rechts“ ist und fand die Bezeichnung schon immer befremdlich. Aber der Volksmund soll hier prägend gewirkt haben, weil die Aufstellung der Gebäude wie ein „Negerkral“ erscheint und die Strohdächer ein Übriges tun. Deswegen hatte er sich nicht weiter darum gekümmert.

 

Befremdlich empfanden das auch die anderen Mitglieder der Bürgerinitiative. Nach kurzer Recherche war klar, dass eine Änderung des Namens leicht sein würde, da die rassistische Bezeichnung aus gutem Grund bei der Denkmalschutzerteilung 2003 später nicht in die Denkmalschutzverordnung aufgenommen wurde. Gleichwohl dauerte es trotz elektronischer Briefwechsel mit dem Bürgermeister der Stadt, der Baugenossenschaft freier Gewerkschafter, den Parteien und dem Stadtmarketing doch noch fast ein halbes Jahr, bis das neue Schild mit dem neuen Text darauf montiert wurde und die Bezeichnung „Negerdorf“ damit ein Ende fand.

 

„Jetzt müssen sich Menschen, die völlig widersinnig bei einigen verblendeten Bürgern immer noch als „Neger“ bezeichnet werden,“ so der Tenor der Bürgerinitiative, „in Glinde nicht mehr diskriminiert fühlen.“ Und Sven B. merkte an, dass Glinde mit dieser Aktion gezeigt hat, dass es tatsächlich bunt ist und Gäste aus nah und vor allem aus fern willkommen heißt.

 

Die Siedlung Oher Weg war 1936/37 für die Offiziere und Beamte des Heereszeugamtes errichtet worden. Sie besteht aus sieben Gebäuden und 24 Wohnungen. Der Bund hatte das Gelände Anfang der 1960er Jahre von den Briten übernommen, es diente als Unterkunft für die Bediensteten der Bundeswehr. Heute werden die Häuser von der Baugenossenschaft freier Gewerkschafter an jedermann vermietet.

 

Fehlt letztlich nur noch der Hinweis auf der Internetseite der Stadt Glinde, dass aus dem ehemaligen „Negerdorf“ die „Siedlung Oher Weg“ wurde. Dann ist es wirklich offiziell und der alte, diskriminierende Name, jedenfalls in Glinde, Geschichte.